Marcel Beyer zu Gast im Deutsch-LK

Die Corona-Pandemie hatte im vergangenen Jahr die Schulveranstaltungen im Rahmen des Lyriktreffens Münster verhindert, in diesem Jahr fanden sie endlich wieder statt. Besonders freuen konnte sich am 20. Mai der Leistungskurs Deutsch von Ulrike Homberg, denn mit Marcel Beyer war einer der aktuell einflussreichsten und kreativsten deutschen Lyriker zu Gast. Die Überraschung: Mitgebracht hatte er zunächst nur ein einziges Gedicht. Und das stammte nicht einmal von ihm selbst, sondern von der 2021 verstorbenen Friederike Mayröcker. Die Schüler*innen erfuhren, dass Marcel Beyer mit ihr durch eine lange künstlerische und freundschaftliche Beziehung verbunden war. Im Mittelpunkt der folgenden Doppelstunde stand aber das Mayröcker-Gedicht „was brauchst du“ – und die Eindrücke, Empfindungen und Deutungen der Schüler*innen. Es blieb dabei nicht bei einem bloßen Austausch, sondern auch die eigene Kreativität war gefordert: In Dreiergruppen konnten alle Schüler*innen ein eigenes Gedicht entwickeln und darin ihre ganz persönliche Antwort auf die Frage „was brauchst du?“ formulieren. So stand am Ende die Erfahrung, etwas zur Sprache bringen zu können, das mit der eigenen Lebenssituation, mit den eigenen Fragen, mit den eigenen Hoffnungen zu tun hat. Und vielleicht nimmt auch der eine oder die andere Beyers Anregung auf, sich das Gedicht Mayröckers immer mal wieder hervorzuholen und ein neues Antwortgedicht zu verfassen – weil sich Perspektiven im Lauf des Lebens durchaus verändern. Zum Schluss gab es dann doch noch ein echtes Beyer-Gedicht: Der Lyriker ließ den „Dämonenräumdienst“ eine Deutschstunde beenden, die so ganz anders war und neue Perspektiven auf Literatur im Allgemeinen und Lyrik im Besonderen eröffnete. Mit großem Dank wurde Marcel Beyer denn auch vom Kurs verabschiedet.