Frieden in Münster – Philosophiekurs untersucht Friedensarbeit vor Ort

In den letzten Wochen hat sich der Kurs in Praktischer Philosophie (Klasse 9) von Herrn Sielenkämper ein besonderes Thema vorgenommen: Frieden. Zunächst haben alle gemeinsam überlegt, was für sie persönlich überhaupt Frieden bedeutet und woran man erkennen kann, dass Frieden herrscht. Ebenso wurde Kurs mit der provokanten Frage konfrontiert, ob nicht auch Krieg zu etwas gut sein kann. Neben der Erklärung der Allgemeinen Menschenrechte der UNO wurden auch philosophische Positionen wie der von Immanuel Kant („Zum ewigen Frieden“) untersucht.

Nach einigen Stunden war aber auch klar: Frieden darf nicht nur theoretisch diskutiert werden. Genau aus diesem Grund wurde dann eine Reihe von Exkursionen geplant, die die Schüler*innen eigenständig durchführen konnten.

So fanden Treffen mit der FIM (Friedensinitiative Münster) und der IPPNW (Internationale Ärzt*innen für die Verhütung des Atomkriegs) statt. Beide Vereinigungen haben auch in Münster aktive Mitglieder und verfolgen unterschiedliche Schwerpunkte. Die beteiligten Schüler*innen konnten hier zahlreiche Aspekte des lokalen ehrenamtlichen Engagements kennenlernen.

Eine andere Gruppe traf sich mit dem Münsteraner Friedensreferenten von Pax Christi, einer christlich-katholischen Friedensorganisation statt. Hier kam es zu spannenden Diskussionen über die Grenzen des kirchlichen Wirkens und auch Spannungen innerhalb der Kirche selbst. Es war bemerkenswert, wie es den Schüler*innen gelang, ihre eigene, teils kritische Haltung zum Ausdruck zu bringen und gleichzeitig einen fruchtbaren Dialog zu schaffen.

Friedensarbeit von einer ganz anderen Seite erlebte eine Gruppe, die das Stadtarchiv besuchte. Was hat ein Archiv mit Frieden zu tun? Hier ergaben sich überraschende Antworten: So erkannten die Schüler*innen, dass es keinesfalls selbstverständlich ist, dass man offene Einsicht in Unterlagen hat und dass dies ganz wesentlich dazu beiträgt, dass das geltende Recht friedlich ausgeübt werden kann. Überdies ist das Stadtarchiv natürlich ein Ort des Erinnerns – und die Bedeutung von Erinnerungsanlässen haben auch FIM, IPPNW und Pax Christi immer wieder betont.

Deutlich aktuellere Bezüge stellen die verschiedenen Theatergruppierungen in Münster immer wieder in ihren Stücken her. Eine Gruppe konnte an einer Probe des Kammertheaters „Der Kleine Bühnenboden“ für ihr nächstes Stück PRIMA FACIE unter der Regie von Carola von Seckendorff teilnehmen. Die Schüler*innen waren überrascht, dass sie in die Probe aktiv eingebunden wurden, umso intensiver waren die Eindrücke. Der Übertrag, inwiefern das Theater durch die schauspielerische Aufarbeitung aktueller Konflikte Friedensarbeit leisten kann, fiel dementsprechend leicht.

Im Anschluss an die Exkursionen haben alle Schüler*innen einen Kurzvortrag vorbereitet, um den anderen von ihren Erfahrungen und Eindrücken zu berichten. Auf diese Weise konnten die vielseitigen Ansichten zum Frieden sowie die Möglichkeiten der praktischen Umsetzung noch einmal verglichen und reflektiert werden. Abgerundet wurde dieses Unterrichtsvorhaben von dem kreativen Auftrag, ein Museum des Friedens zu konzipieren. Das Titelbild dieses Artikels ist die Fassade zu einem Friedensmuseum, das Illia aus der 9e3 entworfen hat.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei Rixa Borns (FIM), Brigitte Hornstein (IPPNW), Daniel Hügel (Pax Christi), Jan Hoffrogge (Stadtarchiv), Carola von Seckendorff (Regisseurin Kammertheater) sowie Philipp Brockkötter (Friedensbüro Münster) für die ausgezeichnete Vorbereitung und Durchführung der Exkursionen und die Zeit, die sie sich für uns genommen haben.