Mit einem ‘G’ und einer Idee fing alles an. Aus unserer langjährigen Zusammenarbeit mit der Villa ten Hompel und dem Wunsch, unser Label Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage (SoR) nicht nur zu tragen, sondern auch mit Leben zu füllen, ist nun die Ausstellung “Pascal ‘G’ibt Raum” entstanden.
Das ‘G‘ im Banner „Münster gedenkt“ der Villa ten Hompel zum Holocaust-Gedenktag am 27.10.2022, das Schüler*innen unseres Gymnasiums mit Inhalt füllen sollten, indem sie es in Anlehnung an unsere vielfältigen Aktionen gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit gestalten, hat uns zum Weiterdenken und Handeln angeregt.
‘G‘ wie GEDENKEN, GLAUBEN, GENDERN, GESTALTEN oder GEGEN DISKRIMINIERUNG sind die ‘G’s, denen wir hier im Pascal Raum und auch Stimme GEBEN.
In Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Kursen, AGs und Kolleg*innen ist im Keller der Schule ein raumgebende Ausstellungskonzept entstanden: Unter der Prämisse „Schicksale sichtbar machen“ können die Besucher*innen der Ausstellung durch die Zeit des Nationalsozialismus hinüber in die Gegenwart wandeln und sowohl Fremden als auch Bekannten begegnen, die in Teilen über ihr Leben bzw. ihre Schicksale berichten und erfahren lassen, welche Form der Ausgrenzung ihnen widerfahren ist.
G wie GEDENKEN
Die Ausstellung empfängt die Besucher*innen einem illuminierten Cello und leisen Tönen (eingespielt von zwei Schüler*innen unser Schule): Es ist eine Reminiszenz an Anita Lasker-Wallfisch, die Cellistin von Auschwitz, deren Erfahrungen und deren Buch “Du wirst gerettet werden: Die Cellistin von Auschwitz” eine große Sonderausstellung gewidmet ist.
Der Raum bietet den Besucher*innen nicht nur die Möglichkeit der Juden zu GEDENKEN, sondern auch aller anderen Opfern der Nationalsozialisten, die systematisch verfolgt und vernichtet wurden. An der Gestaltung haben unterschiedliche Lerngruppen mitgewirkt:
Auf 12 Tafeln, die den Kern dieser Sonderausstellung bilden, können auch die Jüngsten unserer Schule erfahren, wie es Anita Lasker-Walfisch gelang, das Grauen der Konzentrationslager zu überleben. Im Eingangsbereich haben sich Schüler*innen des Zusatzkurses Sozialwissenschaften mit der Kindheit von Anita Lasker sowie im zweiten Teil des Raumes mit den beiden Konzentrationslagern Auschwitz und Bergen-Belsen beschäftigt: Hier können die Besucher*innen die QR-Codes scannen und die Film- und Wortbeiträge abspielen. Da die meisten Gedenkstätten ehemaliger Konzentrationslager, wenn überhaupt, erst nach jahrelangen Widerständen an andere Opfer des Nationalsozialismus erinnern, war es den Schüler*innen des Zusatzkurses Geschichte ein Anliegen, sich im Anschluss an die Exponate zum KZ Auschwitz und Bergen-Belsen unterschiedlichen Schicksalen und Opfergruppen zu widmen. So setzten sie sich mit verschiedenen Lebensläufen von Homosexuellen, Transsexuellen, geistig oder körperlich behinderten Menschen, Sinti und Roma sowie politisch Andersdenkenden auseinander, die im Dritten Reich verfolgt wurden. Auch hier laden Plakate, QR-Codes o.ä. zum Gedenken/Stöbern ein.
G wie GLAUBEN
Gegenüber – im eigentlichen Elternsprechzimmer – hat sich der Culture Club dem Themengebiet des Glaubens gewidmet und einen Raum gestaltet, der zeigt, wie unterschiedlich „Glauben“ wahrgenommen werden kann. Im vorderen Teil werden auf der einen Raumseite unterschiedliche Religionen vorgestellt und auf der anderen Raumseite wird gezeigt, wohin Intoleranz und Religionsfeindlichkeit führen kann. Im hinteren Teil des Raumes sind alle eingeladen sich über ihre persönlichen Ideen für ein friedliches Zusammenleben der Religionsgemeinschaften auszutauschen und die Bedeutung der eigenen Religionszugehörigkeit zu verdeutlichen.
G wie GENDERN – G wie Stimme GEBEN
Das Gender Awareness-Team des Pascals hat sich einerseits zum Ziel gesetzt, Offenheit und Akzeptanz, vielleicht auch Diskussionsanlass zum Weiterdenken zu schaffen, andererseits hat das Team der SoR-Referent*innen ausgewählten Schüler*innen unserer Schule eine Stimme GEGEBEN, mit Hilfe derer diese Schüler*innen anonymisiert den Besucher*innen von aktuellen Erfahrungen und Erlebnissen berichten. Die Philosophie-Kurse der EF haben nicht nur im Unterricht das Thema aufgegriffen, sondern diesen Raum auch maßgeblich gestaltet und den einzelnen und bedeutsamen Themen wie z.B. Stereotypen und Geschlechterneutralität Raum gegeben. Vor diesem Hintergrund spielt auch das DAS und das WIE der Genderthematik im Philosophieunterricht eine Rolle und es wird die Notwendigkeit deutlich, dass es nicht nur behandelt werden kann, sondern muss.
G wie GEGEN DISKRIMIERUNG
Die SoR-Referent*innen der SV haben die Idee der Ausstellung im Pascal „Auf Augenhöhe“ der Künstlerin Iman Jasmin El-Rifai im September 2021 als Vorlage genommen und nach einem ähnlichen Prinzip Plakate zu ihrem Thema gestaltet. Neben den Personen, die auf den Plakaten der vergangenen Ausstellung über ihre Diskriminierungserfahrungen sprechen, stehen hier nun Pascal-Schüler*innen hinter den anonymisierten Personen und erzählen ihre Geschichte. Wir GEBEN diesen Schüler*innen eine Stimme und mit dieser berichten die Schüler*innen über ihre Outing-Erfahrungen in der Schule wie im Privaten, über Gefühle der Verlorenheit oder auch Diskriminierung und versuchen anderen Betroffenen auf diese Art die Angst vor Ausgrenzung zu nehmen.
G wie GESTALTEN
Die Ausstellung endet mit einem Raum des GESTALTENS, in dem die in der Ausstellung aufgegriffenen Themen vertieft werden können: Dort finden sich Bücher aus unserer Pascal-Bücherei ebenso wie Puzzleteile des ‘G’s, die zum GESTALTEN einladen. Außerdem werden hier Ansprechpartner*innen, Beratungsstellen und Anlaufstellen benannt, an die man sich wenden kann, wenn Probleme oder Krisen erlebt werden.
Zum Abschluss lassen wir gerne eine Besucherin aus der Elterschaft zu Wort kommen: “Ich bin sehr beeindruckt mit wieviel Herzblut sich so viele SchülerInnen und LehrerInnen engagiert haben, die verschiedenen Aspekte der Ausstellung darzustellen. Es war nicht nur interessant, auch bereichernd, berührend und vielfältig nachdenklich machend. Gerne möchte ich Sie mir meinen Eindrücken anstecken und kann Ihnen den Besuch nur wärmstens ans Herz legen.”
Wir danken allen Schüler*innen und allen Kolleg*innen, die sich in so hohem Maße an der Gestaltung der beeindruckenden Ausstellung beteiligt haben, besonders den Organisatorinnen Lena Fernholz und Christine Wessel-Heitmann. Wir danken ganz herzlich dem Förderverein am Pascal-Gymnasium e.V., der die Ausstellung “Du wirst gerettet werden: Die Cellistin von Auschwitz” finanziert hat.