„Kein Mensch muss müssen!“ Dieser aufklärerische Wahlspruch Lessings, der uns noch heute daran gemahnt, dass der Mensch die Entscheidungsfreiheit genießt, gut oder böse, tolerant oder gewalttätig, mitfühlend oder egoistisch zu sein, bildete den Rahmen der Theatervorstellung in der Aula des Pascal-Gymnasiums, zu dem die gesamte Jahrgangsstufe Q1 geladen war. Das nur dreiköpfige Ensemble des Wiener Forum-Theaters schlüpfte dabei in unterschiedliche Rollen und versetzte die Schülerschaft vor der Stadtsilhouette Jerusalems und eingespielten Tönen des Muezzins sowie christlicher Glocken und jüdischer Synagogenklänge in die Zeit der Kreuzzüge. Mit minimalistischen Mitteln gelang es so, die komprimierte Fassung eines Dramas der Toleranz auf die Bühne zu bringen, das – so zeigte der Epilog des Bühnenleiters – in unserer heutigen Zeit nichts von seiner Aktualität eingebüßt hat. „Wer tolerant ist, der kann keine Kriege führen!“ Mit diesem eindrücklichen Schlusswort, das auf so bittere Weise in die aktuelle Situation passt, entließ er die 130 Teilnehmer*innen. Der anschließende Applaus zeigte, dass die Botschaft Lessingscher Literatur durchaus in der Lage ist, die nunmehr 300 Jahre zwischen Veröffentlichung und heutiger Aufführung zu überbrücken.
- 05 Apr
- 2022