In diesem Schuljahr wurde zum ersten Mal ein Schreibwettbewerb im Fach Praktische Philosophie durchgeführt. In einem ersten Probelauf haben sich gleich mehrere Kurse daran beteiligt – und die Ergebnisse können sich sehen lassen.
Haben Sie sich schon einmal gefragt, was eine Zeit zu einer schönen Zeit macht? Viele Schüler*innen der Klassen 9 und 10 befassten sich schwerpunktmäßig mit diesem Problem. Gibt es objektive Kriterien dafür, wann eine Zeit schön ist – oder ist das bloß subjektiv? Und wenn eine Zeit schön ist, wie können wir sie schöner machen? Und: Wenn der Begriff „schön“ schon so schwierig ist, was heißt dann eigentlich „schöner“? In einem Brief an den Philosophen Jean-Paul Sartre schreibt eine Teilnehmerin: „Eine Idee könnte sein, dass die Schönheit unserer Zeit nichts mit unseren Lebensumständen zu tun hat, sondern dass die Zeit durch ihre Vergänglichkeit und Ungewissheit schön wird. Zudem wird Zeit besonders, da sie für einen persönlich immer begrenzt sein wird. Auch dass wir die Zukunft nicht mit Gewissheit planen können, macht Zeit zu etwas Einzigartigem. Mit dieser Theorie wäre unsere Zeit allerdings immer gleich schön, da sie immer gleich vergänglich und begrenzt ist.“
Mit besonderem Erfolg widmete sich Nabi Karimi aus der 10e3 diesem Thema. In einer sprachlich hervorragenden und inhaltlich tiefgreifenden „Rede an die Schülerschaft“ eröffnete er grundsätzliche Fragen danach, wie Zeit unser Leben durchwirkt. Zum Glück erkannte auch die Preisjury die Qualität dieses Textes und versah ihn mit der höchsten Auszeichnung. Passagen wie diese machen die Einstufung gut nachvollziehbar: „Was ist aber die Zeit? Das lässt sich nicht leicht sagen, aber die Zeit ist sicherlich nicht nur das, was die Uhr misst. Zeit ist auch das, was wir erleben. Zeit ist das, was uns umgibt, aber auch das, was wir fühlen. Es gibt keine ‚Zeit‘ an sich, sondern nur Zeit, wie wir sie wahrnehmen. Für den einen vergeht sie schnell, für den anderen schleppt sie sich dahin. Und vielleicht ist genau das das Entscheidende: dass unsere Zeit das ist, was wir aus ihr machen. Die Zeit gehört zu unserer Existenz. Und unsere Existenz kann nicht ohne Zeit gedacht werden. Das bedeutet, dass wir nicht über ‚die Zeit‘ und ‚uns‘ getrennt reden können.“
Auch jüngere Schüler*innen der Klassen 6 und 7 nahmen bereits mit Erfolg am Wettbewerb teil. Schwerpunktmäßig bearbeiteten sie die Frage danach, was es bedeutet, sich selbst zu zeichnen. Dazu schreibt eine Schülerin in einem inneren Monolog: „Ich bin mir sicher, was ich male. Ich vertraue mir und meinen Entscheidungen. Ich weiß, was ich als nächstes machen muss. Und die anderen Meinungen sind nur Bleistifte. Sie mögen mein Bild nicht und zeichnen ihre Ideen ein. Wenn ich die Linien, die sie gezeichnet haben, mag, kann ich sie nachspuren, doch wenn sie mir nicht gefallen, radiere ich sie einfach weg. So kann ich auch mich selbst gestalten.“
Ein herzliches Dankeschön gilt auch den Fachlehrer*innen Anne Daldrup, Daniel Pinzon Vargas und Tobias Sielenkämper, die die Schüler*innen mit hohem persönlichen Engagement in ihrem Schreibprozess begleitet haben.