In den Sommerferien lernen? Auf einem Niveau, das die Abituraufgaben übersteigt? Und das freiwillig? Während die Freund*innen am Strand chillen? Johanna Jockweg aus der Q1 hat sich dieser Herausforderung gestellt – und ist begeistert. Für uns berichtet sie von ihren Erfahrungen bei der Deutschen SchülerAkademie:
“Im Februar dieses Jahres hat Frau Vahrenhold mich und vier weitere Schüler*innen der damaligen EF gefragt, ob wir Interesse hätten, in den Sommerferien an einem Kurs der Deutschen SchülerAkademie (DSA) teilzunehmen. Deutsche SchülerAkademie? Davon hatte ich vorher noch nie gehört und zugegebenermaßen war ich auch skeptisch, ob ich wirklich dafür 16 Tage meiner Sommerferien opfern sollte. Doch bevor ich einfach nein gesagt habe, habe ich zunächst auf der DSA-Homepage recherchiert, worum es sich bei der DSA handelt und dort ebenfalls Erfahrungsberichte von früheren Teilnehmer*innen gefunden, die alle durchweg positiv waren. Nach einer kurzen Bedenkzeit sagte ich Frau Vahrenhold, dass ich damit einverstanden bin, dass mich die Schule für die DSA vorschlägt. Die Bewerbung von Seiten der Schule ist einer der drei Wege, an die DSA zu kommen. Man kann sich auch eigeninitiativ bewerben oder man wird nach der erfolgreichen Teilnahme an einem Wettbewerb für die Akademie vorgeschlagen.
Etwa einen Monat nach der Bewerbung wurde ich von der DSA zur Kurswahl aufgefordert. Es war möglich bis zu 5 Kurse anzugeben, an denen man teilnehmen möchte. Das Kursangebot war breit gefächert: Mathematik, Physik, Biologie, Medizin, Wirtschaft, Geschichte, Psychologie, Philosophie … Danach hieß es abwarten, denn man hat nur eine etwa 30%ige Chance angenommen zu werden, da es viel mehr Bewerber*innen als Plätze gibt. Doch ich gehörte zu den 30% und bekam schließlich die Zusage für meinen Zweitwunsch „Modellierung der Realität“ in der Akademie Grovesmühle im Harz. Einige Wochen später bekam ich von meinen Kursleitern (KLs) noch ein Vorbereitungsskript mit Aufgaben, welches wir so weit wie möglich bearbeiten und zurückschicken mussten. Einerseits freute es mich natürlich, angenommen worden zu sein, andererseits war ich immer noch unsicher, was mich erwarten würde. Wie würden wohl die anderen Teilnehmer sein? Hoffentlich nicht alle Nerds, die nichts außer Schule und Lernen im Kopf haben…
Kurz nach der Anreise stellte sich jedoch heraus, dass diese Sorge vollkommen unbegründet war und quasi alle 100 Teilnehmer*innen der sechs Kurse exakt dieselben Bedenken hatten wie ich. Wir bekamen zunächst alle Namensschilder und uns wurden unsere Zimmer zugewiesen. In den Zimmern wurden jeweils zwei oder drei Teilnehmer*innen untergebracht. Am Abend stellte sich die Akademieleitung vor und uns wurde erklärt, wie die nächsten zweieinhalb Wochen ablaufen würden. Unser Tag begann mit dem Frühstück ab 7.30 Uhr. In der ersten Woche mussten wir uns zusätzlich vor dem Frühstück auf Grund der Coronalage testen lassen, da es zu der Zeit vereinzelt positive Fälle in der Akademie gab. Um 8.30 Uhr fand immer ein Plenum statt, um vorzustellen, welche KüAs (kursübergreifende Aktivitäten) an dem Tag angeboten wurden. Diese wurden meistens von den Teilnehmer*innen vorgeschlagen und geleitet, manchmal aber auch von den KLs. KüAs waren z. B. Beachvolleyball, Kampfsport, English Book Club, Mörder*innenspiel, Backen, das allabendliche Sterneschauen, Chor, Orchester, Standardtanzen, Baden im Löschteich… Jeden Tag gab es zwei Kurszeiten, eine dreistündige vormittags bis zum Mittagessen und eine zweitstündige nachmittags bis zum Abendessen. Die KüAs wurden ebenfalls zweimal täglich angeboten, nämlich nach dem Mittagessen und nach dem Abendessen.
Generell beruht das Konzept der DSA auf Vertrauen, weswegen es beispielsweise keine festgelegte Schlafenszeit gab. Einzig galten die Regeln: Kein Alkohol, keine Drogen, wer das Gelände verlässt, muss sich abmelden, und wer schlafen möchte, soll auch schlafen können. Damit hatten wir sehr viele Freiheiten, was allerdings auch dazu führte, dass unser Schlafanteil mit jedem Tag weiter abnahm und als Konsequenz der Kaffeekonsum stetig anstieg.
Die Kursarbeit in der Akademie war komplett anders als ich es vom Schulunterricht kenne. Das ist vor allem auf die Arbeitsatmosphäre zurückzuführen. Ein Unterscheid war, dass die KLs, anders als die Lehrer*innen an der Schule, geduzt wurden. Der behandelte Stoff war zwar eindeutig schwerer als in der Schule, aber man hat sich gegenseitig geholfen und unterstützt. Es war ein harmonisches, lockeres Arbeiten im Kurs, ohne dumme Sprüche, wenn man mal etwas auch nach einer ersten Erklärung nicht verstanden hat. Weiterhin war die Motivation aller Teilnehmer*innen sehr hoch, da alle Lust hatten, sich mit dem jeweiligen Kursthema zu beschäftigen. Ebenfalls gab es in der DSA überhaupt keinen Leistungsdruck, da niemand bewertet wurde und alle nur etwas aus dieser Zeit für sich mitnehmen wollten.
Abgesehen von den Kursen und den KüAs gab es auch noch weitere Aktionen. Dazu zählte der Exkursionstag, an dem wir uns zwischen Kanufahren, Wandern und einer Besichtigung des Konzentrationslagers „Mittelbau Dora“ entscheiden konnten. Außerdem gab es einen „bunten Abend“, ein Akademiekonzert, ein Sportturnier (bei dem sich jeder Kurs eine Disziplin ausdenken durfte), einen Studien- und Berufsberatungsabend und zwei Partys.
Nach den 16 Tagen hieß es dann unter Tränen vorerst Abschied nehmen von allen neuen Freund*innen. Da es uns allen aber so gut gefallen hat, dass wir uns unbedingt wiedersehen wollen, hat es schon diverse Nachtreffen gegeben und weitere sind geplant. Eine weitere Möglichkeit um sich erneut zu treffen ist der sogenannte „Club der Ehemaligen“ (CdE), der weitere Akademien für ehemalige Teilnehmer*innen anbietet.
Ich würde es jederzeit wieder machen und auch jedem/jeder weiterempfehlen, der/die die Möglichkeit dazu hat. Es entstehen nicht nur unzählige neue Freundschaften, sondern es ist auch eine Erfahrung, die enorm weiterhilft. Deswegen möchte ich mich auch bei der Schule bedanken, ohne die ich niemals erfahren hätte, dass es so etwas wie die Schülerakademie überhaupt gibt und die die Bewerbung für mich übernommen und mich unterstützt hat.”
Johanna Jockweg, Q1
(Fotos mit freundlicher Genehmigung der Deutschen SchülerAkademie)