„Tutti insieme!“ – Gelungene Premiere des Neapelaustausches

Angesichts der sommerlichen Temperaturen der letzten Wochen und der gängigen Vorstellung vom süditalienischen Wetter ist es nur schwer vorstellbar: Während des Italienaustausches in diesem Frühjahr regnete es in Neapel jeden Tag – und zwar in Strömen.

Dass die zehn Italienischschülerinnen und -schüler der Q1, die mit Italienischlehrern Kathrein Vahrenhold und Mathias Lippmann zur Premiere des neuen Italienaustausches nach Kampanien gefahren waren, völlig unbeeindruckt davon, aber dafür umso beeindruckter von Land und Leuten nach einer Woche nach Hause zurückkehren, ist vor allem ein Verdienst der schon sprichwörtlichen Gastfreundschaft der Neapolitaner.

Ein gutes halbes Jahr nach dem Besuch der Italiener in Münster war die Wiedersehensfreude am Flughafen von Neapel groß, und bereits am ersten Abend wurden die deutschen Gäste von ihren Gastfamilien herzlich aufgenommen und reichlich und gut bekocht.

Die 28 Schülerinnen und Schüler der IVb hatten zusammen mit ihrer Deutschlehrerin Daniela Romano ein abwechslungsreiches Programm geplant, das es den Deutschen ermöglichte, nicht nur Einblicke in den italienischen Schulalltag und das neapolitanische Familienleben zu gewinnen, sondern auch den trotz des Regens beeindruckenden Golf von Neapel und die Stadt selbst kennenzulernen.

Die ersten beiden vollen Tage vor Ort waren daher ganz Neapel selbst gewidmet: Ein offizieller Empfang durch den Schulleiter unserer Partnerschule am ersten Morgen bildete den offiziellen Auftakt.

Neben neapolitanischem Backwerk wurden nicht nur die Gastgeber, sondern auch die Pascaler mit Begrüßungsgeschenken bedacht, die sie sogleich ausprobierten.

Danach brachen alle zusammen („Tutti insieme!“) mit der U-Bahn und der berühmten Funiculare zur Stadtbesichtigung auf. Das Castel Sant’Elmo, der Montesanto, das centro storico mit der Kirche Gesù Nuovo, der Capella San Severo und dem Chiostro di Santa Chiara und auch das Museo Archeologico, in dem die Pascaler Exponate aus dem nahegelegenen Pompeji bestaunen konnten, ließen schnell klar werden, warum Neapels Altstadt seit 1995 zum UNESCO Weltkulturerbe gehört. Die italienischen Schülerinnen und Schüler spielten dabei die Stadtführer und präsentierten immer wieder an verschiedenen Stellen auf Deutsch den Gästen ihre Heimatstadt.

Auch kulinarische Kostproben wurden dabei nicht vergessen: Gebäcknamen wie sfogliatelle, zeppole di S. Giuseppe und taralli lassen wohl den Münsteranern noch immer das Wasser im Munde zusammenlaufen. Nur die für Neapel typische pizza fritta war den Pascalern nicht ganz geheuer…

Das Wochenende verbrachten alle in ihren jeweiligen Gastfamilien – nach nur anderthalb Jahren Italienisch sprachlich eine Herausforderung, aber mit viel Humor, Händen und Füßen und zur Not ein bisschen Englisch wurden etwaige Verständigungshürden schnell beseitigt. Die Familien unternahmen Ausflüge in die Umgebung, z.B. nach Sorrent. Der neapolitanische Verkehr war dabei für den einen oder anderen eine ganz neue Erfahrung. Besonders beeindruckt waren die Pascaler allerdings von der Gastfreundschaft eines italienischen Schülers, der im September leider nicht mit nach Münster hatte fahren können, aber wie selbstverständlich alle deutschen Gäste zu seinem 18. Geburtstag einlud – tutti insieme, ma certo!

Am Montag stand dann ein weiteres Highlight auf dem Programm: Im großen Bus ging es für alle – tutti insieme! – zum Tagesausflug nach Pompeji; und dort war Petrus gnädig: Die einzigen drei Sonnenstunden ermöglichten einen unvergesslich schönen Besuch der Ruinenstadt an den Füßen des Vesuvs. „Pompeji ist wirklich ein absoluter Höhepunkt!“, so die einhellige Meinung der zehn Pascaler, die sichtlich beeindruckt von der Geschichte des Ortes durch die Ruinen der Häuser, Theater, Thermen, Läden und auch Bordelle der Stadt streiften und zahlreiche Fotos schießen konnten.

Die letzten beiden Tage waren dann noch gefüllt mit weiteren (wenn auch leider nur kurzen) Schulbesuchen, einem beeindruckenden Abstieg in das unterirdische Neapel, einem Ausflug nach Pozzuoli und einem deutsch-italienischen calcetto-Freundschaftsspiel (Fußball fünf gegen fünf), bei dem die Pascaler die Sportschul-Ehre retteten und überlegen gewannen.

Am letzten Abend wurden bei einem gemeinsamen Abendessen mit Schülern, Lehrern und Eltern in einer Pizzeria (Neapel ist schließlich die Heimat der Pizza) die neuen Freundschaften gefeiert. Tags darauf hieß es dann ein letztes Mal „tutti insieme!“, denn selbstverständlich begleitete die gesamte Austauschklasse (nicht nur die zehn Gastfamilien) die Pascaler zum Flughafen, wo sie herzlich und zum Teil tränenreich Abschied nahmen.

Was bleibt nun nach dieser Premiere einer Woche Neapel in Erinnerung? Zunächst einmal die Erkenntnis, dass in Neapel die Uhren anders ticken und pizza und caffé nirgendwo besser schmecken. „Ich denke, dass mir die Neapel-Fahrt sehr bei der Verbesserung meiner Italienischkenntnisse geholfen hat. Zwar kann ich durch einen einwöchigen Aufenthalt noch immer nicht alles, aber gerade das Verständnis für die Kultur und den alltäglichen Sprachgebrauch sind bei mir gewachsen“, so Julia Christiansen. Steffen Spieker ist da ähnlicher Meinung: „Das Schönste für mich war der Kontakt mit den Leuten, um einfach mal mitzukriegen, wie anders oder eben ähnlich die Leute sind. Außerdem die neu kennengelernte Kultur und das Essen waren sehr interessant. Mein Lieblingsort, den wir besucht haben, war Pompeji – einfach wegen seiner tollen Geschichte.“ Anastasia Schwab hat neben dem Spaß mit den Italienern die Kultur beeindruckt: „Besonders gut gefallen hat mir in Neapel die Architektur, vor allem die Kirchen und die Statuen. Außerdem mochte ich die Italiener an sich, trotz ihres Drangs am Handy zu sitzen.“ Auch Laura Zech freut sich, die Lebenseinstellung und eine andere Kultur gut zu und etwas über die Geschichte Neapels und Pompejis gelernt zu haben: „Es wäre interessant, wenn man bei einem weiteren Austausch noch mehr vom Schulalltag mitbekommen würde.“ Besonders in Erinnerung wird aber wohl der unglaublich starke Zusammenhalt der italienischen Gastklasse bleiben, die die Pascaler herzlich wie in eine Familie aufgenommen und nahezu jeden Abend ein Unterhaltungsprogramm für alle organisiert hat. Tim Hellermann bringt es auf den Punkt: „Die haben hier alle eine dicke soziale Ader – manche wohl auch zwei!“

Wir freuen uns sehr, dass wir das Istituto Superiore Pagano-Bernini als neue Partnerschule gewinnen konnten, und hoffen auf viele weitere Austauschfahrten mit Neapel in den kommenden Jahren! Dann heißt es hoffentlich wieder „Andiamo a Napoli – tutti insieme!